Wikingerzeitliche Grubenhäuser in Norderbrarup – Vortrag von Dr. Rainer Hansen
Wer zur Norderbraruper Kirche hochgeht, merkt schnell:
Ganz schön anstrengend. Es geht einen steilen Berg hoch. Warum bloß wurde die Kirche ausgerechnet auf dem höchsten Punkt gebaut? Und was hat das mit den Wikingern zu tun?
In Norderbrarup entsteht ein Neubaugebiet
Bevor gebaut werden darf, müssen Baugebiete untersucht werden, ob es dort schützenswerte archäologische Funde gibt. So kam es dazu, dass 2022 in Norderbrarup die Bagger anrückten und ein Grabungsteam das geplante Neubaugebiet direkt neben der alten Kirche von 1200 unter die Lupe nahm.
Grubenhäuser aus der Wikingerzeit in Norderbrarup
Für die Archäologen kaum überraschend, für viele Norderbraruper Dorfbewohner schon: Mehrere Grubenhäuser aus der Wikingerzeit wurden dort entdeckt. Holzhäuser, die tiefer in die Erde gebaut wurden und Handwerkern als Arbeitsstätten dienten.
Bedeutende Fundstücke entdeckt
Auch bedeutende Gegenstände wurden gefunden.
Durch die archäologische Grabung in Norderbrarup kam ein wichtiges Puzzleteil ans Licht, und das war bislang völlig unbekannt.
Wikinger waren berühmte Seefahrer
Wikinger gründeten die Stadt Haithabu und machten sie zur bedeutendsten nordeuropäischen Handelsmetropole im frühen Mittelalter. Nun steht fest, dass Norderbrarup ein Vorort von Haithabu war. Norderbrarup liegt jedoch nicht am Ufer der Schlei. Wie ist das zu erklären? Wie sind die Wikinger nach Norderbrarup gekommen?
Zeitreise in die Angelner Vergangenheit
Durch den Vortrag von Dr. Rainer Hansen erfahren wir Neues aus der bislang wenig bekannten Vergangenheit in Angeln.
Anhand von „Scherben, und so’n Zeug“ bekommen wir spannende Einblicke in das Leben der Wikinger, die auch Teil der Geschichte Norderbrarups sind.
Es ist kein Zufall, dass die Kirche in Norderbrarup so hoch steht.
Kommt zum Vortrag, und ihr erfahrt, warum!
+ Eintritt kostenlos.
Rückblick: So war der Abend
Neues über das Leben der Wikinger in Norderbrarup
Die Kirche war voll. Etwa 135 Gäste interessierten sich für die Schlussfolgerungen, die sich aus den Funden der Ausgrabung in Norderbrarup ergaben.
Fünf Aha-Erlebnisse, die wir durch diesen Vortrag hatten:
1. Norderbrarup war zur Wikingerzeit per Schiff erreichbar!
Durch die eiszeitlichen Rinnen entstanden Flüsse wie auch die Oxbek, die noch gar nicht so lange, etwa seit 150 Jahren, begradigt ist. Vorher schlängelte sich die Oxbek als breiterer Fluss furch die Auen und verband Norderbrarup mit Haithabu!
2. Wikingerhafen in Norderbrarup?
Als Geologe ist Dr. Rainer Hansen mit digitalen Landschaftsmodellen vertraut. Er zeigte uns, was man daraus ablesen kann. So kann auch man erkennen, wo früher alte Wege waren, die heute verschwunden sind. Sie zeigen, wie und wo Menschen sich fortbewegt , wo sie Flüsse überkreuzt haben. Dort sind manchmal Wagenspuren zu erkennen. Auch auf diese Art können Archäologen Anhaltspunkte finden, wo es sich lohnt, zu graben. Vermutlich gibt es auch einen Wikingerhafen in Norderbrarup, der aber noch nicht gefunden wurde. Graben dürfen aber nur diejenigen, die vom archäologischen Landesamt beauftragt wurden. 😉
3. Leuchtfeuer-Turm in Norderbrarup
Warum steht der Glockenturm der Norderbraruper Kirche für sich alleine? Warum an einem so hohen Ort? „Jedes Denkmal hat einen Vorgänger“, und so stand dort vermutlich vorher ein Leuchtfeuer-Turm. Der musste hoch über die Bäume hinaus schon von weitem zu sehen sein. Diese Leuchtfeuer waren Teil eines Warnsystems der Wikinger. Durch diese Leuchtfeuer gelangte die Information der nahenden Bedrohung schnell nach Haithabu. So konnten sie, wenn sich eine feindliche Flotte näherte, Alarm schlagen und Krieger zusammenzuziehen, um die Angreifer bereits beim an Land gehen abzuwehren.
4. In Norderbrarup wurde auch gehandelt
In Norderbrarup arbeiteten nicht nur Wikinger-Handwerker. Es wurde dort nicht nur gewebt, es wurde auch gehandelt. Das weiss man, weil ein Teil einer arabischen Münze gefunden wurde, ein „Dirham“. Für die Wikinger neben „Hacksilber“ mit das wichtigste Zahlungsmittel. Es war also mal richtig ‚was los in Norderbrarup!
5. Eine Emaillefibel als Puzzlestein, wie das Christentum zu den Wikingern kam
Das Highlight der Fundstücke ist eine Emaillefibel, die einen Vogel mit einem Zwei im Schnabel zeigt. Diese Fibel wurde bisher 11 mal in der „alten Welt“ gefunden: in England, Frankreich, Ungarn und weiteren Ländern. Und zwar überall gleich aussehend. Wie eine frühe Massenfertigung. Der Vogel mit Zweig im Schnabel ist ein christliches Symbol und die Fibel zierte wohl mal das Gewand eines wichtigen geistlichen Ordensträgers. Vielleicht gehörte sie sogar dem Benediktinermönch und Bischof Ansgar, der das Christentum in Nordeuropa verbreitete? Wir wissen es nicht und es macht Spaß, die Fantasie und die Gedanken dazu kreisen zu lassen. Diese Brosche wird von Archäologen weiter beleuchtet und wir werden dazu noch mehr hören.
Auf dem Bild oben seht ihr links die Fibel aus Norderbrarup und rechts ein besser erhaltenes Exemplar, bei dem man den Vogel mit Zweig im Schnabel deutlicher erkennen kann.
Es gibt viele Artikel dazu. Alle mit SHZ-Abo können hier mehr über die Ausgrabung lesen.
Wir bedanken uns bei Dr. Rainer Hansen für die spannenden Einblicke – und bei dem archäologischen Landesamt Schleswig-Holstein für die Fotos der beiden Fibeln.
Dr. Rainer Hansen
Geologe und IT-Experte i.R.
Archäologische Kenntnisse aus persönlichem Interesse und einigen
beruflichen IT-Projekten mit dem ALSH
Dr. Hansen lebt mit seiner Frau Elke in Norderbrarup.
Übersicht
Freitag, 21. April 2023
19:30 Uhr
St. Marienkirche
24392 Norderbrarup
Eintritt frei